Update Zinsentwicklung von Ratenkrediten in Abhängigkeit von der Laufzeit: 8/2015

Ende Juli veröffentlichte die Deutsche Bundesbank die monatlich erneuerte MFI-Zinsstatistik*. Anhand dieser neuen Durchschnittswerte der von inländischen Banken wird nun ein aktueller Vergleich der Zinsen möglich. Bewegung gibt es dabei insbesondere im Fall der Kurzzeit-Kredite:

Zinsstatistik 30.07.2015 – nur Kurzzeitkredite günstiger

Am 30. Juli veröffentlichte die Bundesbank nun die aktuellen Durchschnittszinsen, unter anderem auch für Kredite an private Haushalte. Dabei werden auch Konsumentenkredite nach verschiedenen Laufzeiten geführt, von Kurzzeitkrediten mit Laufzeiten bis einem Jahr bis hin zu Ratenkrediten mit einer Laufzeit von fünf Jahren und mehr. Die aktuelle Statistik zeigt Werte bis zum Juni 2015, wobei die Werte des letzten Monats noch vorläufig gelten.

Dabei lässt sich bei den Krediten mit 1 bis 5-jähriger Laufzeit sowie Langzeitkrediten von über 5 Jahren eine Aufwärtstendenz feststellen: Lag der durchschnittliche effektive Jahreszins bei den Darlehen mit über 1- bis 5-jähriger Laufzeit im Mai 2015 noch bei 4,94 Prozent, so war er im Juni 2015 mit 4,98 Prozent geringfügig höher (relative Veränderung zum Vormonat: 0,9 Prozent).

Noch etwas deutlicher drückt sich dies bei den Langzeitkrediten aus – dort lag der durchschnittliche Zinssatz im Juni bei 7,33 Prozent effektiv, im Vormonat bei 7,20 Prozent. Dies ist bereits der zweite Anstieg in Folge, im April 2015 wurden noch im Mittel 6,95 Prozent für Kredite über 5 Jahre Laufzeit berechnet.

Etwas anders sieht es zurzeit mit den Kurzzeitkrediten bis zu einer einjährigen Laufzeit aus: Dort ist von Mai auf Juni 2015 ein deutlicher Rückgang der durchschnittlichen Verzinsung festzustellen, von 5,08 auf 4,83 Prozent effektiv pro Jahr, das entspricht einer relativen Vergünstigung von 4,8 Prozent zum Vormonat.

Zinsvergleich - Ratenkredite nach Zinsbindungsdauer - August 2015Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Baukredite – Talsohle erreicht?

Allen Unkenrufen zum Trotz setzte sich dabei auch der Abwärtstrend bei den besicherten Baukrediten noch weiter fort. Insbesondere die Immobilienkredite mit kurzer Zinsbindungsdauer sind mit rekordverdächtig niedrigen Sätzen zu bekommen. So lag der durchschnittliche Zinssatz eines Immobilienkredites mit einer Zinsbindungsdauer von über einem bis zu fünf Jahren bei 1,81 Prozent, im Mai lag die Verzinsung mit 1,84 Prozent effektiv geringfügig darüber.

Bei Zinsbindungen von über 5 bis zu 10 Jahren ist dagegen ein Anstieg zu spüren – lag er im Mai 2015 noch bei durchschnittlich 1,61 Prozent, so beträgt die Verzinsung nach vorläufiger Berechnung im Juni bei mittlere 1,72 Prozent effektiv pro Jahr, das ist ein relativer Anstieg von immerhin 6,4 Prozent.

In der derzeit wohl begehrtesten Kategorie in Sachen Immobilienfinanzierung, der besicherten Baukredite mit Zinsbindungen über 10 Jahre, ist der Anstieg am deutlichsten: Nachdem der mittlere effektive Jahreszins von April auf Mai deutlich gesunken war (1,95 auf 1,78 Prozent), lag er im Juni nach bisheriger Berechnung mit 1,92 Prozent beinahe wieder auf altem Niveau, das entspricht einem relativen Anstieg um 7,8 Prozent.

Zinsvergleich - Immobilienkredite nach Zinsbindungsdauer - August 2015

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Fazit – Anschlussfinanzierung sichern

An den Grafiken ist nun erkennbar, dass sich auch aus dieser letzten Aufwärtsbewegung bei den Zinsen noch nicht sagen lässt, ob nachhaltig mit einer Verteuerung der Kredite, insbesondere der Immobilienkredite, zu rechnen ist.

Es mehren sich allerdings die Signale, dass die Talsohle bei den Zinsen allmählich erreicht oder schon durchschritten worden ist, da beispielsweise auch die Rufe nach einer Erhöhung des EZB-Leitzinses lauter werden.

Wer dabei noch eine Baufinanzierung mit einem deutlich höheren, festgelegten Zins aus der Vergangenheit unterhält, dem ist insbesondere geraten, sich um eine Umschuldung oder eine Anschlussfinanzierung zu kümmern, da das Einsparpotenzial sehr groß ist. Es ist auch zu prüfen, ob es nach dem bestehenden Vertrag der laufenden Baufinanzierung möglich ist, die Summe vorzeitig zurückzahlen zu können. Ist dies möglich, wird die derzeitige Kreditinstitut zwar möglicherweise Vorfälligkeitsgebühren erheben.

Es ist aber durchaus wahrscheinlich, dass mit einem neu aufgesetzten und deutlich günstigeren Baukredit diese Vorfälligkeitsgebühren inkludiert werden können und dennoch Geld gespart werden kann. Aber auch im Fall von Ratenkrediten kann eine Umschuldung derzeit noch die Kosten und damit auch die monatliche Belastung senken.

*Die MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik wird monatlich von der Deutschen Bundesbank erhoben. In dieser stichprobenartigen Erhebung werden die inländischen Banken (MFIs) dazu verpflichtet, ihre in Deutschland angewandten Zinssätze sowie Volumina für ihre Euro-Kredite und Einlagen gegenüber in der Europäischen Währungsunion (EWU) ansässigen privaten Haushalte und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften offenzulegen. Diese Zinsstatistik wird von der Deutschen Bundesbank veröffentlicht und kann von jedem eingesehen werden. Mehr Informationen gibt es auf den Seiten der Deutschen Bundesbank.

In der jüngsten Erhebung wurde dabei ein neues Hochrechnungsverfahren angewandt nach Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB). Dieses wird für die Durchschnittszinsen seit Juni 2010 angewandt und hat dazu geführt, dass die Zinsen insgesamt meist geringfügig höher liegen also nach dem alten Hochrechnungsverfahren. Dieses ändert jedoch nichts an dem vorliegenden Trend.