Update Zinsentwicklung von Ratenkrediten in Abhängigkeit von der Laufzeit: 10/2015

Am 30. September hat die Bundesbank ihre Zinsstatistik* aktualisiert. Sie zeigt unter anderem die durchschnittlichen Zinsen bei Ratenkrediten und bei Immobilienkrediten. Dabei setzt sich der leichte Aufwärtstrend fort:

Zinsstatistik Oktober 2015 – Kredite meist teurer

Die Zinsstatistik vom 30. September umfasst dabei nun die durchschnittlichen effektiven Jahreszinsen und Volumina von Krediten an private Haushalte bis zum August 2015, wobei die Daten des jeweils letzten Monats noch nicht endgültig sind. Sie zeigen in den meisten der hier betrachteten Laufzeiten einen leichten Aufwärtstrend.

Auch bei den Immobilienkrediten ist nach dem Vormonat erneut ein leichtes Ansteigen der durchschnittlichen Zinsen zu sehen. Dort zeigt sich die leichte Verteuerung sogar über alle Zinsbindungszeiten hinweg.

Kurzzeitkredite mit größtem Zinszuwachs

Bei den Ratenkrediten wurden dabei verschiedene Laufzeiten getrennt voneinander betrachtet. Unterschieden wird zwischen Konsumentenkrediten mit einer Laufzeit bis einem Jahr, einer Laufzeit von über einem bis fünf Jahre sowie mit Laufzeiten über 5 Jahren.

Überwiegend setzt sich dabei der Trend aus dem Vormonat fort: insbesondere die Kredite mit kurzer Laufzeit von einem Jahr verteuern sich schneller als all anderen Konsumentenkredite. So sprang der Durchschnittszins bereits im Juli über die 5-Prozent-Marke auf 5,09% eff. p.a., mittlerweile liegt er bei 5,33%. Das ist ein relativer Zuwachs von 4,6% zum Vormonat, und vor einem Jahr, im August 2014, war der Kurzzeitkredit sogar um 9,4% günstiger.

Eher konstant verhalten sich die Zinsen der Kredite mit einer Laufzeit von über einem Jahr bis zu fünf Jahren. Lag der Wert im Juli noch bei 5,01% eff. p.a., so liegt er nach vorläufiger Berechnung im August bei 4,98% eff. p.a. und damit genauso hoch wie im Juni 2015. Die Änderung ist dabei statistisch eher nicht signifikant, gegenüber dem August 2014 sind Darlehen mit dieser Laufzeit allerdings jetzt relative 3,5% günstiger geworden.

Bei längerfristigen Laufzeiten über fünf Jahre gibt es eine Überraschung: nachdem der Durchschnittszins von April bis Juli 2015 kontinuierlich gestiegen war, musste man im August 2015 erstmals weniger als im Vormonat für einen Langzeitkredit bezahlen. Der vorläufige Wert für August 2015 liegt nun bei 7,31% eff. p.a. gegenüber 7,47 % eff. p.a. im Vormonat, ist also um 2,2% günstiger geworden. Ein Jahr zuvor musste man sogar noch um 5,5% höhere Kreditzinsen leisten.

Zinsvergleich - Ratenkredite nach Zinsbindungsdauer - Oktober 2015Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Weitere Verteuerung der Baukredite

Bei einer Immobilienfinanzierung stehen kleinste Zinsänderung für hohe Eurosummen, daher fallen in dieser Kategorie Änderungen besonders ins Gewicht. Die aktuelle Statistik festigt dabei den Eindruck, dass die Zeit der günstigsten Baufinanzierungen nun hinter uns liegt. Denn egal wie lange die Zinsbindungsdauer auch ausfallen mag, im Mittel bezahlte man sowohl für kurzzeitige als auch für lang angelegte Wohnungsbau-Finanzierungen im August mehr als im Juli.

Wohnungsbaukredite mit einer Zinsbindungsdauer von über ein bis fünf Jahren steigen nach vorläufiger Berechnung von 1,91% im Juli 2015 auf 1,95% eff. p.a. im August, also ein relativer Anstieg um 2,3%. Gegenüber dem August 2014 sind sie aber noch um relativ 8,3% niedriger.

Zinsbindungszeiten von über fünf bis zehn Jahren stiegen bereits deutlicher, und zwar von 1,86% eff. p.a. im Juli auf 1,91% eff. p.a. im August 2015, womit der Zins um 3,6% höher liegt als im Vormonat, aber immer noch um 18,8% niedriger als im August 2014.

Die wohl im Moment am meisten aufgenommenen Baudarlehen mit anfänglichen Zinsbindungszeiten von über 10 Jahren sind, nachdem sie im Juli 2015 zum ersten Mal die 2-Prozent-Marke durchbrochen hatten, weiter gestiegen. Der durchschnittliche Zins im Juli 2015 lag dabei bei 2,10% effektiv pro Jahr verlangt, nun liegt er bei 2,15% eff. p.a.

Dennoch ist ein Immobilienkredit immer noch deutlich günstiger als dies vor einem Jahr der Fall war. So wurde eine Baufinanzierung mit Zinsbindungszeiten über 10 Jahre im August 2014 immer noch um relativ 14,2 Prozent höher verzinst als im August 2015.

Zinsvergleich - Immobilienkredite nach Zinsbindungsdauer - Oktober 2015Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Zinsentwicklung - Immobilienkredite nach Zinsbundungsdauer - Oktober 2015Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Fazit – Jetzt umschulden

Der sich aktuell festigende Trend steigender Zinsen kann nur eine Handlungsempfehlung zur Folge haben: Es ist jetzt empfehlenswert, seine aktuellen Kreditverträge zu sichten und auf die Möglichkeit hin zu überprüfen, ob sie eine Umschuldung zulassen und sinnvoll machen. Dagegen stehen könnten zum Beispiel Vorfälligkeitsentschädigungen, die bei manchen Darlehen geltend gemacht werden. Aber auch in diesem Fall lohnt es sich durchzurechnen, ob trotz einer Kreditablösung inklusive Vorfälligkeitsentschädigungen Geld gespart werden kann.

Besonders lohnenswert ist eine solche Umschuldung im Falle von Immobilienkrediten, da dort kleinere Änderungen in der Verzinsung bereits große Geldmengen ausmachen. Auch hier hilft ein Blick in das Vertragswerk, um sich über die Möglichkeit vorzeitiger Tilgungen und Vorfälligkeitsentschädigungen zu informieren. Außerdem sind einige Baukreditverträge fehlerhaft, weswegen man diese in vielen Fällen ohne Vorfälligkeitsentschädigung vorzeitig zurück zahlen kann. Mehr Informationen hierzu gibt es bei der Stiftung Warentest. In jedem Fall ist aber eine zeitnahe Umschuldung zu empfehlen.

*Die MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik ist eine stichprobenartige Erhebung im Auftrag der Deutschen Bundesbank. Dabei müssen die inländischen Finanzinstitute (MFIs) ihre in Deutschland angewandten Zinssätze sowie Volumina für ihre Euro-Kredite und Einlagen gegenüber in der Europäischen Währungsunion (EWU) ansässigen privaten Haushalte und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften offenlegen. Die Ergebnisse dieser Erhebung sind öffentlich einsehbar, wobei die Daten dieses letzten Monats noch als vorläufig gelten. Mehr Informationen gibt es auf den Seiten der Deutschen Bundesbank.