Update Zinsentwicklung von Ratenkrediten in Abhängigkeit von der Laufzeit: 9/2015

Am ersten September hat die Bundesbank die aktuelle MFI-Statistik* herausgegeben. Dort sind unter anderem die durchschnittlich erhobenen Zinssätze für Ratenkredite zu finden. Dabei verdichten sich die Anzeichen für einen Aufwärtstrend:

Zinsstatistik September 2015 – Alle Kredite teurer

Die Zinsstatistik vom 01. September diesen Jahres zeigt dabei nach einer eher unsicheren Entwicklung seit Jahresbeginn nun für den Juli 2015 etwas deutlicher nach oben. Diese – noch leichte – Verteuerung der durchschnittlichen effektiven Jahreszinssätze lässt sich in allen Konsumentenkrediten für alle Laufzeiten finden.

Ganz ähnlich verhält es sich auf dem Sektor der Immobilienkredite. Auch dort zeichnet sich für alle Zinsbindungszeiten ein Aufwärtstrend ab.

Ratenkredite – vor allem Kurzzeitkredite verteuert

Im Bereich der privaten Konsumentenkredite haben wir die Zinsentwicklung von Krediten mit verschiedenen Laufzeiten genauer analysiert, dabei liegt der durchschnittliche effektive Jahreszins aus dem Juli 2015 nach vorläufiger Berechnung für alle über denen des Vormonats.

Am deutlichsten fällt dieser Anstieg bei Darlehen mit kurzer Laufzeit bis zu einem Jahr auf: Im Juni 2015 wurden hierfür noch Zinsen von 4,83 Prozent effektiv pro Jahr verlangt, im Juli 2015 ist dieser Zinssatz nach vorläufigen Daten nach Mai erneut über die 5-Prozent-Marke gestiegen, auf 5,09 Prozent, dem höchsten Stand seit März 2014. Das entspricht einem Anstieg von 0,16 Prozentpunkten oder relativ zum Vormonat um 5,4 Prozent (relativ zum Vorjahr: +1,8 Prozent).

Den kleinsten Anstieg haben Kredite mit einer Laufzeit von über einem Jahr bis zu fünf Jahren zu verzeichnen. Für Juli 2015 wird der durchschnittliche effektive Jahreszinssatz wohl bei 5,01 Prozent liegen, also nur 0,03 Prozentpunkte über dem Wert von Juni 2015. Damit ist er immer noch deutlich günstiger als vor einem Jahr, nämlich um relativ 5,4 Prozent.

Bei längerfristigen Laufzeiten über fünf Jahre setzt sich der Anstieg seit April 2015 kontinuierlich fort, der vorläufige Wert für Juli 2015 liegt nun bei 7,47 Prozent eff. p.a. und damit um 0,14 Prozentpunkte höher als der Durchschnittswert aus dem Juni. Dieser Anstieg fällt zwar geringer aus als der von Kurzzeitkrediten, zu bedenken ist jedoch, dass über die längere Laufzeit auch deutlich höhere, absolute Zinsgewinne für die Finanzinstitute entstehen.

Zinsvergleich - Ratenkredite nach Zinsbindungsdauer - September 2015Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Auch Baukredite werden teurer

Für die Baufinanzierung, bei der durch die hohen Kreditsummen selbst kleinste Zinsänderungen deutlich mehr ins Gewicht fallen, sieht es im Juli 2015 ganz ähnlich aus. Bei allen Zinsbindungszeiten ist seit mindestens Juni 2015, teils auch länger, ein Anstieg hin zum Juli 2015 zu erkennen.

So beträgt der durchschnittliche effektive Jahreszins für Wohnungsbaukredite mit einer Zinsbindungsdauer von über ein bis fünf Jahren nach vorläufiger Berechnung im Juli 2015 1,91 Prozent, das sind 0,10 Prozentpunkte mehr als im Juni.

Zinsbindungszeiten von über fünf bis zehn Jahren sind bereits zum zweiten Mal in Folge teurer geworden mit durchschnittlichem Effektivjahreszins im Juli von voraussichtlich 1,86 Prozent, das entspricht einer relativen Differenz von plus 8,1 Prozent gegenüber dem Juni 2015 (1,82 Prozent eff. p.a.).

Bei den langfristigen Zinsbindungszeiten über 10 Jahren, der derzeit wohl am meisten verlangten Art der Immobilienfinanzierung, wurde das erste Mal in diesem Jahr die 2-Prozent-Marke durchbrochen. Für sie wurden im Juli 2015 nach vorläufiger Statistik 2,10 Prozent effektiv pro Jahr verlangt, das entspricht einer relativen Verteuerung zum Vormonat um 9,5 Prozent.

Allerdings ist dabei das immer noch niedrige Vorjahresniveau noch nicht wieder erreicht worden, nach wie vor sind die Baudarlehen für alle Zinsbindungsdauern noch deutlich günstiger, zum Beispiel war ein langfristig gebundener Immobilienkredit über 10 Jahre im Juli 2015 immer noch um relativ 19,6 Prozent günstiger als im Juni 2014.

Zinsvergleich - Immobilienkredite nach Zinsbindungsdauer - September 2015 Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Zinsentwicklung - Immobilienkredite nach Zinsbundungsdauer in 2015 - September

Fazit – Höchste Zeit zu handeln

Damit ist unsere Empfehlung, die wir bereits in den vorangegangenen Zins-Updates gegeben haben, nach der jüngsten Bundesbank-Statistik nun deutlich dringlicher geworden. Die Anzeichen für eine Kehrtwende in der Zinsentwicklung haben sich verdichtet, und man kann nun davon ausgehen, dass wir den Tiefpunkt der Zinsen hinter uns gelassen haben.

Umso mehr sollte man jetzt darauf aus sein, das immer noch niedrige Zinsniveau zu sichern; sei es durch die Umschuldung seiner noch laufenden Ratenkredit-Verträge, insbesondere aber durch eine Umstrukturierung einer eventuell laufenden Baufinanzierung.

Eine Anschlussfinanzierung sollte nun so früh wie möglich gesichert werden, wobei die Empfehlung nur lauten kann, die Zinsbindungsdauer dabei so lange wie möglich zu wählen. Einige Banken erlauben auch eine vorzeitige Ablösung des laufenden Baukreditvertrages, hier sollte man sich allerdings ein Bild über mögliche Vorfälligkeitsentschädigungen machen und durchrechnen, ob mit dieser eine Umschuldung sinnvoll ist.

*Die MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik ist eine stichprobenartige Erhebung im Auftrag der Deutschen Bundesbank. Dabei müssen die inländischen Finanzinstitute (MFIs) ihre in Deutschland angewandten Zinssätze sowie Volumina für ihre Euro-Kredite und Einlagen gegenüber in der Europäischen Währungsunion (EWU) ansässigen privaten Haushalte und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften offenlegen. Die Ergebnisse dieser Erhebung sind öffentlich einsehbar, wobei die Daten dieses letzten Monats noch als vorläufig gelten. Mehr Informationen gibt es auf den Seiten der Deutschen Bundesbank.