Update Zinsentwicklung von Ratenkrediten in Abhängigkeit von der Laufzeit: 05/2016

Die vor wenigen Tagen von der Deutschen Bundesbank veröffentlichte MFI-Zinsstatistik* bestätigt nun das, was viele Kreditnehmer und Hausbesitzer oder Bauherren gehofft hatten: Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, den Leitzins auf exakt Null zu setzen, hat im März 2016 einen Zinsruck ausgelöst – nach unten. Nun ist die beste Zeit für Umschuldungen. Die wichtigsten Ergebnisse:

Zinsen bei allen Ratenkrediten und Baukrediten beinahe auf Rekordtief

Wer bei dem doch verhaltenen Zinsrückgang in den letzten Monaten noch abgewartet hat, bis er seine laufenden Kreditverträge umschuldet, um mit dem günstigeren, neuen Zinsen Geld zu sparen, sollte jetzt handeln. Denn die aktuelle MFI-Zinsstatistik der Deutschen Bundesbank zeigt, dass der durchschnittliche Kreditzins in nahezu allen Kategorien und Laufzeiten einen mal mehr, mal weniger großen Satz nach unten gemacht hat.

Die MFI-Zinsstatistik ist dabei sehr gut als Trendbarometer für Ratenzinsen zu betrachten. Für die Aufstellung dieser jeden Monat auf den Internetseiten der Deutschen Bank erscheinenden Statistik sind Finanzinstitute mit Sitz in Deutschland verpflichtet, ihre auf Euro lautenden Kredite und Einlagen der Bundesbank mitzuteilen. Stichprobenartig werden dann Daten ausgewählt, um repräsentative Durchschnittszinsen für verschiedene Kreditkategorien und Laufzeiten zu errechnen. Das können Konsumentenkredite, Baukredite (besicherte und unbesicherte) oder auch Überziehungskredite sein.

Wir haben die Daten, die am 2. Mai veröffentlicht wurden, für Ratenkredite und Wohnbaukredite insgesamt betrachtet. Diese aktuelle Zinsstatistik reicht bis in den März 2016 hinein, wobei bemerkt werden muss, dass die Ergebnisse aus diesem letzten Monat noch als vorläufig gekennzeichnet sind. Die endgültigen Werte ändern sich allerdings selten und wenn, dann nur minimal. Das Ergebnis dürfte so oder so das gleiche bleiben: Selten waren Kreditzinsen so niedrig wie zurzeit. Eine Ausnahme bilden lediglich die Privatkredite mit kurzer Laufzeit.

Alle Ratenkredite gegenüber Vormonat günstiger

Die Ratenkredite betrachten wir dabei gemäß der Staffelung, die von der Deutschen Bundesbank vorgegeben wird, nach Laufzeiten. Kurzzeitkredite haben eine Laufzeit von bis zu einem 1 Jahr, Kredite mit mittlerer Laufzeit gelten hier mit einer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahren, und nicht unwichtig sind auch die Kredite mit langer Laufzeit von über 5 Jahren.

So viel vorweg: Bei all diesen Laufzeiten hat es von Februar auf März 2016 einen Zinsrückgang gegeben. Und: den größten auf dem Gebiet der Konsumentenkredite gibt es bei den langen Laufzeiten zu verzeichnen, das ist also gerade in puncto Umschuldung eine interessante Entwicklung.

Bei den Kurzzeitkrediten gab es ebenfalls einen Rückgang. Allerdings haben Darlehen dieser Laufzeit als einzige noch nicht wieder die Nähe ihres Rekordtiefs gefunden. Im März 2012 wurde beispielsweise ein 1-jähriger Kredit mit noch 3,30 Prozent effektiv pro Jahr verzinst. Im März 2016 waren es 5,49 Prozent. Dennoch ist der Trend nach zwei markanten Zinsanstiegen (siehe Grafik) rückläufig, gegenüber dem Vormonat ist der Zins um 0,06 Prozentpunkte gesunken und sogar relativ 13,6 Prozent günstiger als im März 2015.

Kredite mit mittlerer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahren sind sogar noch günstiger geworden. Der durchschnittliche Zinssatz sank von 4,94 Prozent effektiv pro Jahr im Februar auf 4,79 Prozent im März 2016 und ist damit um immerhin 3 Prozent günstiger geworden.

Bei Krediten mit langer Laufzeit fallen kleine Zinsänderungen bei den Gesamtkosten des Kredites besonders ins Gewicht, da bei Laufzeiten von über 5 Jahren diese Zinsen über einen besonders langen Zeitraum berechnet werden. Da wird es viele Verbraucher freuen, dass nach einem bereits deutlichen Zinsrückgang im Vormonat erneut eine deutliche Vergünstigung stattgefunden hat. Von Februar auf März 2016 sank der Durchschnittszins von 7,22 auf 7,07 Prozent effektiver Jahreszins und wurde damit um 2,1 Prozent günstiger! Damit ist er nur noch minimal von seinem Rekord-Tiefststand von vor einem Jahr entfernt (6,95 Prozent im April 2015).

Zinsvergleich - Ratenkredite nach Zinsbindungsdauer - Mai 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Baufinanzierung günstig wie selten

Jeder, der momentan in der Lage dazu ist, seine Baufinanzierung abzulösen, sollte jetzt die Zinsen sichern. Denn nach einem Rückgang bereits im Februar sind die Bauzinsen im März 2016 noch einmal günstiger geworden, für Immobilienkredite mit langer Laufzeit sogar deutlich günstiger! Auch, wenn es keinen neuen Tiefststand zu vermelden gibt: Die Wohnungsbaukredite aller Zinsbindungsfristen bewegen sich derzeit in der Nähe ihrer historischen Niedrigrekorde.

Aber auch die Darlehen für eine kurze Restlaufzeit von über 1 bis 5 Jahre sind im März 2016 gegenüber Februar noch einmal gesunken. So war ein Kredit mit einer solchen Zinsbindungsdauer um 1,9 Prozent günstiger mit einem Durchschnittszins von 1,82 Prozent effektiv pro Jahr und sogar um 3,1 Prozent günstiger als im März des Jahres 2015.

Sollte die restliche Tilgung nach einer eventuellen Kreditablösung in über 5 bis 10 Jahren zu tilgen sein, so fällt der Zinsrückgang noch deutlicher aus: Der Durchschnittszins sank von Februar auf März 2016 von 1,79 auf 1,70 Prozent und wurde damit um 5,3 Prozent günstiger. Im Jahr zuvor musste man noch 4,4 Prozent höhere Zinsen bezahlen als im März 2016.

Besonders ins Gewicht fallen natürlich Zinsbindungsfristen von über 10 Jahren. Da hier kleine Zinsänderungen sehr große Summen bei den Gesamtkosten des Kredites ausmachen, fällt die Einsparungschance im März 2016 schon enorm aus. Wer derzeit in der Lage ist, seine Baufinanzierung abzulösen bei einer Zinsbindungsfrist von über 10 Jahren, der konnte sich im März 2016 im Mittel einen effektiven Jahreszins von 1,86 Prozent sichern! Das ist ein relativer Zinsrückgang um 5,4 Prozent! Günstiger war ein solcher Wohnungsbaukredit nur im Mai 2015, damals wurden lediglich 1,78 Prozent effektiver Jahreszins berechnet.

Zinsvergleich - Immobilienkredite nach Zinsbindungsdauer - Mai 2016 Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Zinsentwicklung - Immobilienkredite nach Zinsbundungsdauer - April 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Fazit – Umschulden jetzt

Die Politik der Europäischen Zentralbank mit dem Leitzins auf Nulllinie zeigt den von den Währungshütern gewünschten Effekt: Das Geld wird in die Märkte gepumpt, und Menschen können leicht Kredite aufnehmen, Konsumgüter kaufen und bauen, sodass die Wirtschaft angekurbelt werden soll.

Davon profitiert vor allem der private Verbraucher. Selten gab es eine günstigere Zeit, Kredite aufzunehmen. Und so kann unsere klare Empfehlung derzeit auch nur lauten, dass jeder, der in der Lage ist, seinen Kredit umschulden zu können, dieses jetzt auch tun sollte. Denn auch, wenn eventuell noch ein minimaler Zinsrückgang möglich ist: einen großen Ruck nach unten wird es wohl nicht mehr geben. Wie auch? Der Leitzins steht bereits bei null Prozent, sodass die Banken ihre Refinanzierungskosten für die Kredite nicht noch weiter drücken können. Einzig eine Verminderung ihrer Gewinnmarge könnte die Kreditgeber noch zu einem niedrigeren Zins für Konsumentenkredite führen – aber der Konkurrenzkampf hat bereits dafür gesorgt, dass auch hier nur noch wenig Luft bleibt.

Auf dem Immobiliensektor sieht es ganz ähnlich aus. Zwar ist die Zinsentwicklung dort nicht an den Leitzins gekoppelt, sondern an die Entwicklung der Staatsanleihen. Doch stehen auch diese mit ihrer Verzinsung nur noch wenig von der Nulllinie entfernt – in der Schweiz werden gar schon Negativzinsen berechnet. Dementsprechend gibt es auch für Immobilienkredite wenig Probleme, sich günstig zu refinanzieren. Wer also in der Lage ist, seine Immobilienfinanzierung abzulösen oder ein Forward-Darlehen zu sichern, sollte nach unserem Dafürhalten jetzt aktiv werden.

*Die MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik ist eine stichprobenartige Erhebung im Auftrag der Deutschen Bundesbank. Dabei müssen die inländischen Finanzinstitute (MFIs) ihre in Deutschland angewandten Zinssätze sowie Volumina für ihre Euro-Kredite und Einlagen gegenüber in der Europäischen Währungsunion (EWU) ansässigen privaten Haushalte und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften offenlegen. Die Ergebnisse dieser Erhebung sind öffentlich einsehbar, wobei die Daten dieses letzten Monats noch als vorläufig gelten. Mehr Informationen gibt es auf den Seiten der Deutschen Bundesbank.