Update Zinsentwicklung von Ratenkrediten in Abhängigkeit von der Laufzeit: 01/2016

Die neue MFI-Zinsstatistik* der Deutschen Bundesbank erschien am 7. Januar 2016. Nach dieser monatlich veröffentlichten Statistik ist es möglich, den Trend der Zinsentwicklung in der jüngsten Vergangenheit nachzuvollziehen. So stieg der Zins für Kredite mit kurzer und mittlerer Laufzeit im November 2015 leicht an, Langzeitkredite und auch Baukredite wurden dagegen durchweg günstiger.

Kurze und mittlere Laufzeiten teurer, Baukredite günstiger

Die Deutsche Bundesbank verpflichtet in Deutschland ansässige Finanzinstitute, regelmäßig ihre Kreditzinsen und -volumina ihrer auf Euro lautenden Kredite an unter anderem Privatpersonen und nichtfinanziellen Institute regelmäßig zu veröffentlichen. Dazu werden diese stichprobenartig ausgewählt, und in einem speziellen statistischen Verfahren ergeben sich hieraus durchschnittliche Zinssätze für verschiedene Kreditarten und -laufzeiten. In diesem Update wird sich dabei wie immer auf kurz-, mittel- und langfristig laufende Konsumentenkredite konzentriert sowie auf Wohnungsbaukredite und deren Zinsentwicklung je nach unterschiedlicher Zinsbindungsdauer. Die Daten dieser MFI-Zinsstatistik werden dabei von der Deutschen Bundesbank öffentlich gemacht.

Die jüngste Statistik hat dabei die Daten für den November 2015 ausgewertet. Bei einer ersten Übersicht wird erkennbar, dass Kredite mit kurzer und mittlerer Laufzeit tendenziell einen steigenden Zins zu verzeichnen hatten, während langfristig vergebene Ratenkredite etwas günstiger geworden sind. Bauherren und Wohnungskäufer werden erfreut sein über die Entwicklung bei den Wohnungsbaukrediten: Dort wurde über alle Zinsbindungszeiten hinweg ein Zinsrückgang festgestellt.

Ratenkredite für kürzere Laufzeiten etwas teurer

Bei genauerer Betrachtung der Ratenkredite wird in verschiedene Laufzeit-Gruppen eingeteilt. Getrennt betrachtet werden Kredite mit kurzer Laufzeit bis 1 Jahr, Kredite mit mittlerer Laufzeit über 1 bis 5 Jahre sowie langfristig vergebene Kredite über 5 Jahre Laufzeit.

Sehr auffällig ist dabei der Zinsvergleich zwischen den ersten beiden genannten Kreditgruppen. Aus der Abbildung wird deutlich: Sackte der Zinssatz für Kurzzeitkredite ab Sommer 2009 zeitweise deutlich unter den durchschnittlichen Kreditzins für mittelfristig vergebene Kredite, so lag der Durchschnittszins für einen Kurzzeitkredit mit Laufzeit bis zu einem Jahr immer häufiger über dem für mittelfristig vergebene Kredite.

Konkret stieg der durchschnittliche effektive Jahreszins für einen Kredit mit Laufzeit bis zu 1 Jahr im November 2015 auf 5,24 Prozent und ist damit um 0,07 Prozentpunkte höher als im Oktober 2015 (5,17 Prozent), eine relative Verteuerung um 1,2 Prozent. Noch markanter als im Vergleich zum Vormonat ist der Vergleich zur Verzinsung im November 2014, also dem gleichen Monat des Vorjahres, damals war der entsprechende Kredit noch um durchschnittlich 11,8 Prozent günstiger! Der bisherige Jahreshöchststand 2015 lag allerdings mit 5,33 Prozent eff. p.a. noch etwas über dem jüngsten Wert.

Aber auch, wenn Kredite mit mittlerer Laufzeit zwischen mehr als 1 und bis zu 5 Jahren niedriger verzinst werden mit 4,90 Prozent effektivem Jahreszins, so hat es auch in dieser Gruppe einen geringfügigen Anstieg von 0,02 Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat gegeben. Hier geben wir allerdings zu bedenken, dass diese Änderung durchaus im statistischen Schwankungsbereich liegen könnten, eine konkrete Trendaussage also hier nicht zuverlässig möglich ist. Denn schaut man sich nicht nur diese kurzfristigen Schwankungen, sondern den Jahresgang der Durchschnittszinsen 2015 an, so zeigt der Trend in der Verzinsung immer noch leicht nach unten. Die bisher höchste Verzinsung gab es dabei im Februar 2015 mit durchschnittlich 5,08 Prozent eff. p.a.

Kredite mit langer Laufzeit dagegen sind im November 2015 gegenüber Oktober 2015 als einzige in der Gruppe der Konsumentenkredite etwas günstiger geworden. Der Durchschnittszins lag bei 7,32 Prozent effektiv gegenüber 7,36 Prozent im Oktober 2015 – Eine relative Vergünstigung um 0,6 Prozent. Gegenüber dem gleichen Monat im Vorjahr ist ein langfristig vergebener Kredit damit um 2,5 Prozent günstiger.

Zinsvergleich - Ratenkredite nach Zinsbindungsdauer - Januar 2016
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Baukredit-Zins: Geringfügiger Zinsanstieg

Gute Nachrichten gibt es für alle, die an dem Kauf oder Bau einer Immobilie interessiert sind. Denn die Wohnungsbaukredite sind für alle Zinsbindungsfristen im November 2015 gegenüber dem Vormonat günstiger geworden. Dabei haben hier kleine Zinsschwankungen bei den meist hohen Kreditsummen einen großen Einfluss auf die Gesamtkosten des Immobilienkredites.

Wer sich bei einem Wohnungsbaukredit nur 1 bis 5 Jahre an den aktuellen Zins bindet, dessen durchschnittlicher effektiver Jahreszins ist von Oktober auf November von 1,99 auf 1,94 Prozent gesunken. Dies ist nach 4 Monaten der erste Rückgang gegenüber dem jeweiligen Vormonat, die relative Vergünstigung gegenüber Oktober 2015 beträgt immerhin 2,8 Prozent. Allerdings liegt der Zins immer noch deutlich über dem vom gleichen Monat des Vorjahres, dem November 2014: Damals war ein derartiger Baukredit noch um relativ 5,5 Prozent günstiger.

Bei der Zinsbindungsfrist über 5 bis zu 10 Jahre liegt der Zinssatz sogar noch niedriger: Von 1,94 Prozent effektiv pro Jahr im Oktober lag er im November bei 1,89 Prozent, das ist eine Vergünstigung um 2,1 Prozent gegenüber Oktober und sogar über 10 Prozent (10,4 %) gegenüber November 2014.

Sehr beliebt sind sicherlich weiterhin die langen Zinsbindungsfristen über 10 Jahre bei der Baufinanzierung. Der durchschnittliche effektive Jahreszins betrug dabei im November 2015 2,09 Prozent gegenüber 2,14 Prozent im Oktober 2015, eine relative Vergünstigung um 2,3 Prozent. Wer im November 2014 einen ähnlichen Baukredit abgeschlossen hatte, musste dabei noch um 8,2 Prozent höhere Kreditzinsen bezahlen. Seit Juni 2015 war ein langfristiger Wohnungsbaukredit nicht mehr so günstig.

Zinsvergleich - Immobilienkredite nach Zinsbindungsdauer - Januar 2016 Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Zinsentwicklung - Immobilienkredite nach Zinsbundungsdauer - Januar 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Fazit – Umschulden noch lohnenswerter

Das Fazit für Konsumentenkredite kann daher nur lauten, dass eine Umschuldung gerade von bereits älteren Krediten zurzeit sehr lohnenswert sein kann. Betrachtet man die längerfristige Entwicklung der durchschnittlichen Kreditzinsen, so erkennt man, dass die Schwankungen derzeit recht geringfügig in der Nähe des Minimums liegen – Viel günstiger können sowohl Konsumentenkredite als auch Wohnungsbaukredite daher kaum noch werden.

Dementsprechend wäre auch zu überlegen, ob es Möglichkeiten gibt, einen schön vor längerer Zeit abgeschlossenen Baukreditvertrag umzuschulden und in einen anderen zu überführen. Allerdings kommt es hier sehr auf die Ablösungsbedingungen des bisherigen Kreditgebers an. Hier sollte man zunächst genau die aktuellen Kreditvertäge prüfen, ob eine vorzeitige Kündigung überhaupt möglich ist und in welcher Höhe Vorfälligkeitsentschädigungen oder sonstige Gebühren verlangt werden – in vielen Fällen ist jedoch die Ersparnis so groß, dass sich mit einer Umschuldung trotz Vorfälligkeitszinsen noch Geld sparen lässt. In einigen Fällen gibt es auch eine fehlerhafte Widerspruchsklausel bei einigen Kreditverträgen – Hier könnte es die Möglichkeit einer Sonderkündigung geben. Dieses sollte jedoch im Einzelfall genau geprüft werden.

In jedem Fall – sofern es möglich ist – bietet derzeit eine Umschuldung großes Einsparpotenzial.

*Die MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik ist eine stichprobenartige Erhebung im Auftrag der Deutschen Bundesbank. Dabei müssen die inländischen Finanzinstitute (MFIs) ihre in Deutschland angewandten Zinssätze sowie Volumina für ihre Euro-Kredite und Einlagen gegenüber in der Europäischen Währungsunion (EWU) ansässigen privaten Haushalte und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften offenlegen. Die Ergebnisse dieser Erhebung sind öffentlich einsehbar, wobei die Daten dieses letzten Monats noch als vorläufig gelten. Mehr Informationen gibt es auf den Seiten der Deutschen Bundesbank.