Update Zinsentwicklung von Ratenkrediten in Abhängigkeit von der Laufzeit: 06/2016

Anfang Juni veröffentlichte die Bundesbank ihre monatlich neu erscheinende MFI-Zinsstatistik*. Momentan ist es dabei besonders spannend, die weitere Entwicklung der Zinsen für Privat- und Baukredite zu verfolgen. Denn die neueste Statistik hat nun auch die Daten für den April 2016 ausgewertet. Dies ist der zweite Monat, nachdem der Null-Prozent-Leitzins der EZB gilt. Wie sind die Auswirkungen? Sollte man jetzt umschulden?

Wenig Änderungen – mit einer Ausnahme

Wer im März einen Immobilienkredit mit einer sehr langen Zinsbindungsfrist (über 10 Jahre) abgeschlossen hat, der kann sich freuen. Denn so günstig wie in diesem Monat waren langfristige Baukredite selten. Von März auf April ist nun bei den Langfrist-Krediten zur Immobilienfinanzierung ein leichter Aufwärtstrend erkennbar. Insgesamt sind die Änderungen aber klein und bleiben nach wie vor auf Rekord-Niedrigniveau. Fast genau so sah es bei den Konsumentenkrediten im April 2016 aus. Grundsätzlich ist wenig Bewegung zu verzeichnen, mit einer Ausnahme: Für Kredite mit kurzer Laufzeit werden immer höhere Zinsen gefordert.

Die MFI-Zinsstatistik ist ein Werkzeug, das sehr gut für eine Bewertung der gegenwärtigen Preislage bei Darlehen aller Art zu gebrauchen ist. Seit 2003 gibt die Deutsche Bundesbank jeden Monat eine aktualisierte Version heraus. Dabei wurden zuvor Daten stichprobenartig ausgewertet, die von in Deutschland ansässigen Banken und Finanzinstituten an die Bundesbank gemeldet werden müssen. Dabei werden unter anderem berechnete Zinsen für auf Euro lautende Kredite an Privatpersonen und nicht-finanzielle Institutionen übermittelt, aber auch deren Volumina. Unterschieden wird dabei nach Laufzeiten bzw. Zinsbindungsfristen, nach besicherten und unbesicherten Krediten und nach speziellen Verwendungsformen wie etwa Konsumentenkrediten und Baukrediten.

Für uns waren diese letzten beiden Formen der Darlehen am interessantesten, welche wir uns deswegen genauer angesehen haben. Dabei haben wir uns auf die Kreditformen konzentriert, die wohl von den meisten Kunden aufgenommen werden. Die Rohdaten der „Exoten“ und auch der betrachteten Kredite können auf den Seiten der Bundesbank jederzeit eingesehen werden. Wie immer an dieser Stelle gilt noch der Hinweis, dass die Daten des jüngsten angezeigten Monats – in diesem Falle die des April 2016 – noch als vorläufig gekennzeichnet sind. Änderungen an diesen Werten gibt die Bundesbank allerdings nur selten heraus, so unsere Erfahrung.

Alle Ratenkredite gegenüber Vormonat günstiger

Bei den Ratenkrediten wie auch den Baukrediten unterscheiden wir die Darlehen nach bestimmten Laufzeiten bzw. Zinsbindungsfristen. Für die zuerst betrachteten Ratenkredite unterscheiden wir wie in unseren vorhergegangenen Updates in Kurzzeitkredit mit einer Laufzeit bis zu 1 Jahr, Kredit mit mittlerer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahre und Langzeitkredit, deren Laufzeit über 5 Jahre liegt.

Gegenüber dem März 2016 zeigte der April 2016 dabei nicht mehr viel Bewegung, die bisher eingeschlagene Richtung wurde dabei weiter eingehalten mit nur kleinen Änderungen. Mit einer Ausnahme:

Die Kurzzeitkredite verzeichnen von März auf April 2016 die wohl größte Zinsbewegung in der MFI-Zinsstatistik. So verteuerte sich in dieser Zeit ein unter 1-Jahres-Kredit von 5,49 auf 5,89 Prozent effektiv pro Jahr und wurde damit um 7,1 Prozent teurer als im März. Im Vergleich zum April des Vorjahres beträgt die Steigerung sogar relative 17,7 Prozent! Zum Vergleich: Im April 2012 wurden für einen vergleichbaren Kredit gerade 3,39 Prozent effektiver Jahreszins berechnet.

Sonst gibt es wenig Überraschendes bei den Konsumentenkrediten. Ein Kredit mit mittlerer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahren hat sich geringfügig verteuert, dieser Preisanstieg liegt mit 0,09 Prozentpunkten (von 4,79 Prozent im März auf 4,88 im April 2016 effektiv) im Rahmen statistischer Schwankungen und hat nur wenig Aussagekraft. Außerdem ist dieser Kredit damit immer noch um 1,3 Prozent günstiger als im April 2015.

Der Langzeitkredit hat sich in seiner Verzinsung ebenfalls geringfügig verteuert, der durchschnittliche effektive Jahreszins stieg von 7,07 auf 7,16 Prozent effektiv pro Jahr. Unterschied hier der Vorjahresvergleich. Denn vor einem Jahr, im April 2015, war ein vergleichbarer Kredit noch um 3,1 Prozent günstiger. Schaut man sich unsere Grafik an, so sieht man allerdings, dass es sich vor einem Jahr lediglich um eine kurzfristig günstigere Phase gehandelt hat. Langfristig ist die Zinsentwicklung auch bei Langzeitkrediten weiterhin im Trend rückläufig.

Zinsvergleich - Ratenkredite nach Zinsbindungsdauer - Juni 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Bauzinsen: Lange Zinsbindungen etwas teurer

Wie bereits in den einleitenden Worten gesagt, kann sich derjenige Bauherr glücklich schätzen, der im März 2016 eine Immobilienfinanzierung mit möglichst langer Zinsbindung abgeschlossen hat. Denn dann hat er den bisherigen Zins-Tiefststand des Jahres 2016 bisher gesichert. Ohnehin kann man jedem nur dazu Raten, bei Zinsbindungen von über 10 Jahren und einem Effektivzins von unter 2 Prozent per anno so schnell wie möglich die Finanzierung unter Dach und Fach zu bringen. Doch muss generell gesagt werden, dass sich für alle Zinsbindungsdauern die Kreditkosten nach wie vor zumindest in der Nähe der Rekord-Niedrigmarke aufhalten.

So haben sich die Baukredite mit einer Zinsbindung von über 1 bis 5 Jahre sogar bis auf 2 Nachkommastellen nicht verändert, sie lagen wie bereits im März bei durchschnittlich 1,82 Prozent effektiv pro Jahr. Der durchschnittliche effektive Jahreszins für Zinsbindungsdauern von über 5 bis 10 Jahren wurde sogar noch etwas günstiger, wenngleich der Unterschied mit 0,03 Prozentpunkten marginal ist (1,70 auf 1,67 Prozent eff. p.a. im April 2016).

Die wichtigste Kategorie der Immobilienfinanzierung ist und bleibt allerdings in der derzeitigen Rekord-Niedrigzinsphase die, bei der man sich diese Zinsen so lange wie möglich sichern kann, nämlich länger als 10 Jahre. Und dort war nun doch ein Anstieg gegenüber März 2016 von relativ 6 Prozent hinzunehmen. Im Mittel wurden von den Banken für diese Langfristbaufinanzierung wieder 1,97 % eff. p.a. berechnet, ebenso wie bereits im Februar diesen Jahres. Allerdings ist dies immer noch ein extrem niedriger Wert, den man sich sichern sollte.

Zinsvergleich - Immobilienkredite nach Zinsbindungsdauer - Juni 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Zinsentwicklung - Immobilienkredite nach Zinsbundungsdauer - Juni 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Fazit – Umschulden jetzt

Durch die Nullzins-Politik der EZB profitiert der Verbraucher nach wie vor von extrem niedrigen Zinsen auf dem Kreditsektor. Daher ist aktuell noch immer die beste Zeit für eine Umschuldung. Dies gilt sowohl für den privaten Sektor als insbesondere auch für die Baufinanzierung.

Dementsprechend empfehlen wir, jetzt vor allem ältere Kreditverträge zu überprüfen, ob sie nicht auf deutlich günstigere Darlehen umfinanziert werden können. Das Ergebnis sind niedrigere Gesamtkosten und auch bei entpsprechender Konfiguration des neuen Kredites eine niedrigere Monatsbelastung durch günstigere Raten. In vielen Fällen ist der Zinsverfall so groß, dass sogar eventuelle Vorfälligkeitsentschädigungen oder sonstige Gebühren, die in den alten Kreditverträgen festgeschrieben sein könnten, kompensiert werden.

Das größte Potenzial für die Gesamtersparnis liegt aber in einer Umfinanzierung der Baufinanzierung. Wer seinen alten Kreditvertrag bereits nach Auszahlung 10 Jahre oder länger bedient, kann diesen – auch bei längeren Zinsbindungsfristen – ordnungsgemäß kündigen. Dieses ist bei der derzeitigen Niedrigzinsphase auch dringend zu empfehlen. Wurde die Immobilienfinanzierung zum Beispiel im Herbst 2003 abgeschlossen, so lag der Durchschnittszins für lange Zinsbindungsdauern über 5 Prozent pro Jahr. Dies bedeutet bei den meist sechsstelligen Summen, um die es bei einer Hausfinanzierung geht, ein enormes Einsparpotenzial von mehreren tausend Euro. Dementsprechend sollte man keine Zeit verstreichen lassen und sofort überprüfen, ob die Ablösung der Immobilianfinanzierung möglich ist.

Doch wenn es bis zum Ende der Zinsbindungsfrist oder der 10 Jahre nach Auszahlung noch etwas dauert, gibt es auch keinen Grund zur Panik: Da sich die Verzinsung der Baukredite an den Staatsanleihen orientiert, welche aktuell sogar in den negativen Bereich rutschen (30.06.2016: -0,13 Prozent gemäß boerse.de), ist nicht davon auszugehen, dass es mittelfristig zu einer Trendwende bei den Immobilienzinsen kommen wird.

*Die MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik ist eine stichprobenartige Erhebung im Auftrag der Deutschen Bundesbank. Dabei müssen die inländischen Finanzinstitute (MFIs) ihre in Deutschland angewandten Zinssätze sowie Volumina für ihre Euro-Kredite und Einlagen gegenüber in der Europäischen Währungsunion (EWU) ansässigen privaten Haushalte und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften offenlegen. Die Ergebnisse dieser Erhebung sind öffentlich einsehbar, wobei die Daten dieses letzten Monats noch als vorläufig gelten. Mehr Informationen gibt es auf den Seiten der Deutschen Bundesbank.