Update Zinsentwicklung von Ratenkrediten in Abhängigkeit von der Laufzeit: 09/2016

Die neunte Ausgabe der MFI-Zinsstatistik* des Jahres 2016 wurde am 31. August von der Deutschen Bundesbank veröffentlicht. Wir haben die Daten gesichtet und analysiert und präsentieren an dieser Stelle wieder unsere allmonatliche Auswertung in Bezug auf Konsumentenkredite und Baukredite. Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Kreditablösung gekommen?

Niedrigzinsen auf Rekordniveau

Bei dieser Ausgabe der MFI-Zinsstatistik, deren Rohdaten jeden Monat von der Deutschen Bundesbank im Internet öffentlich eingesehen werden können, werden die Daten bis einschließlich Juli 2016 ausgewertet. Wie immer werden die Werte des jüngsten Monats noch von der Bundesbank als „vorläufig“ gekennzeichnet. Allerdings kam es bisher nur selten zu Korrekturen und wenn, dann waren diese nur geringen Ausmaßes.

Eine interessante Entwicklung in dem zuletzt ausgewerteten Monat Juli 2016 ist die unterschiedliche Zinsentwicklung, die sich je nach Laufzeit eines Konsumentenkredites mehr und mehr abbildet: Geht man allein von der Zinshöhe aus, so fährt man vor allem mit Krediten mittlerer Laufzeit günstig. Langfristige Darlehen sind naturgemäß etwas teurer. Überraschend aber ist, dass Kurzzeitkredite oder solche mit variabler Verzinsung mittlerweile teils deutlich höher verzinst werden.

Frohlocken werden dagegen weiterhin alle, die Haus oder Wohnung finanzieren. Denn im Juli ging es mit den Bauzinsen weiter bergab, wobei dies beinahe kaum noch möglich ist. Für alle Zinsbindungsfristen wurden neue Rekord-Niedrigstände in der MFI-Zinsstatistik erreicht!

Alle Zinsen weiterhin niedrig, aber Laufzeit entscheidend

Die MFI-Zinsstatistik* ist öffentlich zugänglich und kann meist zum Monatswechsel auf den Seiten der Deutschen Bundesbank eingesehen werden. Dort werden nicht nur durchschnittlich berechnete Kreditzinsen (effektiver Jahreszins) veröffentlicht, sondern auch Volumina für auf Euro lautende Kredite, welche an Privatpersonen oder nichtfinanzielle Institutionen vergeben werden. Die Datenreihen zeigen dabei die Durchschnittswerte für Kreditgruppen unterschiedlicher Laufzeiten auf. Im Falle der Konsumentenkredite gibt es Laufzeiten bis zu 1 Jahr oder mit variabler Verzinsung, die wir hier mit Kurzzeitkredit bezeichnen, Laufzeiten von über 1 bis 5 Jahre, von uns Kredit mit mittlerer Laufzeit genannt, und Laufzeiten über 5 Jahre, welche wir hier als Langzeitkredit führen.

Besonders interessant ist dabei die Entwicklung des Zinses für einen Kurzzeitkredit. Seine Zinskurve fällt auch in unserer Abbildung auf. Auffällig ist die verstärkte Aufwärtsbewegung der letzten Monate, mit der er auch erneut den Zinssatz für einen Kredit mit mittlerer Laufzeit überstiegen hat. Sah es im Juni 2016 dabei noch nach einem Zinsrückgang aus, so wurde diese Vergünstigung nun überkompensiert. Denn von Juni auf Juli 2016 stieg der durchschnittliche effektive Jahreszins von 5,73 auf 5,97 Prozent eff. p.a., das ist der höchste Wert seit September 2008. Relativ gesehen war er damit im Juli 4,2 Prozent teurer als im Juni 2016 und sogar 17,2 Prozent teurer als im Juli 2015.

Ganz anders dagegen sieht es bei einem Kredit mit mittlerer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahre aus. Hier ist von Juni auf Juli ein spürbarer Rückgang von 0,1 Prozentpunkten auf 4,77 Prozent effektivem Jahreszins zu verzeichnen, ein neuer Niedrigststand seit Beginn der MFI-Zinsstatistik im Jahr 2003. Vor einem Jahr war ein solcher Kredit noch um 4,9 Prozent teurer.

Dabei gab es die größte Zinsbewegung von Mai auf Juni 2016 bei dem Kurzzeitkredit zu verzeichnen. Dieser vergünstigte sich in dieser Zeit um 2,7 Prozent von 5,89 auf 5,73 Prozent effektivem Jahreszins. Betrachtet man allerdings die Grafik mit der Zinsentwicklung, so bleibt auch festzuhalten, dass diesem Rückgang ein deutlicher Anstieg in der Vorzeit seit vergangenem Jahr vorausging, und so war ein Kurzzeitkredit immer noch um 18,6 Prozent teurer als im Juni 2015.

Über den Kredit mit mittlerer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahre gibt es dagegen nichts Neues zu berichten. Der durchschnittlich erhobene Effektivzins ging gegenüber Mai geringfügig zurück, von 4,90 auf 4,87 Prozent und ist dabei wieder beinahe auf dem Niveau aus dem April dieses Jahres. Damit war ein Kredit dieser Laufzeit um 2,2 Prozent günstiger als im gleichen Monat des Vorjahres.

Der Langzeitkredit ist dagegen ebenfalls in seiner Verzinsung gestiegen, wenn auch nur minimal. Hier beträgt der durchschnittliche Effektivzins nun 7,20 Prozent pro Jahr, 0,05 Prozentpunkte mehr als im Juni 2016. Gegenüber Juli 2015 ist man bei Langzeitkrediten aber immer noch um relativ 3,6 Prozent besser gestellt.

Statistik - Zinsvergleich von Ratenkrediten nach verschiedenen Laufzeiten - September 2016 - Der Trend aus den Vormonaten hält weiter an. Auch im Juli waren die durchschnittlichen Zinsstze für Ratenkredite, bei den mitlleren Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren am günstigsten. Ratenkredite mit langen Laufzeiten von über 5 Jahren sind weiterhin am teuersten. Bei den Kurzzeitkrediten von bis zu 1 Jahr Laufzeit steigt der Durchschnittszins weiter an. Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Bauzinsen: So günstig wie noch nie!

Wie bereits eingangs erwähnt, sieht es besonders bei der Immobilienfinanzierung im Moment so gut aus wie selten in Deutschland, wenn nicht gar wie noch nie. Denn für alle von uns betrachteten Zinsbindungsfristen sind die Durchschnittszinsen etwas gesunken und sind nun die niedrigsten, seitdem die MFI-Zinsstatistik im Jahr 2003 begonnen wurde. Durchweg liegt die Verzinsung spürbar unter der 2-Prozent-Marke. Hinsichtlich der Verteilung auf die Zinsbindungsfristen fällt auch hier auf, dass es einen Wandel gegeben hat: Waren früher die kürzesten Zinsbindungszeiten (oder gar die variabel verzinsten Darlehen) immer die günstigsten, so gehören diese nun zu den „teuersten“ (im relativen Sinne). Denn die höchste Verzinsung fällt derzeit bei unseren Betrachtungen für einen Kredit mit einer recht kurzen Zinsbindungsdauer von über 1 bis 5 Jahren an, am günstigsten sind Laufzeiten ab über 5 bis zu 10 Jahren Laufzeit.

Im Detail wurden im Juli 2016 für einen Baukredit mit kurzer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahre 1,79 Prozent pro Jahr verlangt, was einem prozentualen Rückgang von 3,3 Prozent gegenüber dem Vormonat (Juni 2016: 1,85 % eff. p.a.) und 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat Juli 2015 bedeutet.

Beinahe sensationell niedrig verzinst ist momentan ein Baukredit mit mittlerer Laufzeit von über 5 bis zu 10 Jahren. Für diesen wurden im Juli 2016 gerade einmal 1,59 Prozent effektiv verlangt. Das ist zwar nur unbedeutend günstiger als im Vormonat (0,01 Prozentpunkte), aber ebenfalls ein neuer historischer Niedrigstand innerhalb der MFI-Statistik. Beeindruckend ist auch der Vergleich zum Vorjahresmonat: Im Juli 2015 war ein vergleichbarer Kredit um 14,5 % teurer!

Da mutet die Zinsentwicklung eines Baukredites mit langer Laufzeit von über 10 Jahren mit 1,75 Prozent effektiv p.a. schon beinahe unspektakulär an. Jedoch haben wir es auch dort mit einem neuen Tiefststand in der Statistik zu tun. Und bedenkt man die Tatsache, dass dieser Zins über 10 Jahre gesichert werden kann und zudem noch mit den meist höchsten Geldsummen abgeschlossen wird, ahnt man auch hier die Tragweite dieser Zinsentwicklung. So spricht auch der Vorjahresvergleich die deutlichste Sprache: Im Juli 2015 war ein Baukredit mit langer Laufzeit noch 16,7 Prozent höher verzinst!

Statistik - Zinsvergleich von Baukrediten mit verschieden langen Zinsbindungen - September 2016 - Wie schon im Vormonat, sind die niedrigsten Durchschnittlichen Zinsen für Baukredite bei mittleren Laufzeiten von 5 bis 10 Jahren zu erhalten. Bei kurzen Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren zahlte man aktuell im Durchschnitt am meisten, jedoch auch nur geringfügig mehr als bei den langen Laufzeiten von über 10 Jahren. Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Statistik - 12 Monate Zinsentwicklung von Baukrediten mit verschieden langen Zinsbindungen - September 2016 - Die Zinsentwicklung der vergagnen 12 Monate zeigt verschiedene Trends. Der durchschnittliche Zins für Baukredite mit mittlerer Laufzeit, dh. 5 bis 10 Jahre, ist kontinuierlich am günstigsten und sank vor allem in den letzten 6 Monaten der Datenerfassung zunehmend stärker. Mittlerweile am teuersten sind die Immoblienkredit mit Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren.Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Wieso sind kurze Laufzeiten teurer?

Doch bleibt die Frage zu klären, warum denn nun variable Kredite oder auch Darlehen mit kurzer Laufzeit – egal ob Konsumentenkredit oder Immobilienkredit – so viel teurer sind?

Diese Entscheidung hat viel mit der Entscheidung des Bundesgerichtshofs zu tun, der im vergangenen Jahr für viele Darlehensarten Bearbeitungsgebühren untersagt hatte. Diese hatten früher jedoch bei Krediten, die kurzfristig kündbar sind, dabei geholfen, die Verwaltungsgebühren zu finanzieren. Ohne Gebühren ist dies jedoch nicht mehr möglich, daher reagieren die Banken mit Zinsaufschlägen. Und das, obwohl der Drei-Monats-Euribor, Berechnungsgrundlage für den Bauzins, immer weiter in den Negativbereich fällt (Anfang Juli: -0,29 Prozent).

Fazit: Zinsen durch Umschuldung sichern!

Das Fazit kann damit ganz klar nur lauten: Wer plant, eine Immobilie zu finanzieren, sollte jetzt die Zinsen so lange wie möglich festschreiben lassen. Es ist unwahrscheinlich, dass der Zins noch deutlich weiter fallen wird.

Aber es war auch selten so lohnenswert, ältere Kreditverträge durch Umschuldung in zum Teil dramatisch günstigere umzuwandeln und somit Geld zu sparen. Ein weiterer deutlicher Zinsrückgang ist jetzt nur noch unwahrscheinlich, ein deutlicher Zinsanstieg zumindest in den nächsten Monaten allerdings ebenso wenig.

*Die MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik ist eine stichprobenartige Erhebung im Auftrag der Deutschen Bundesbank. Dabei müssen die inländischen Finanzinstitute (MFIs) ihre in Deutschland angewandten Zinssätze sowie Volumina für ihre Euro-Kredite und Einlagen gegenüber in der Europäischen Währungsunion (EWU) ansässigen privaten Haushalte und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften offenlegen. Die Ergebnisse dieser Erhebung sind öffentlich einsehbar, wobei die Daten dieses letzten Monats noch als vorläufig gelten. Mehr Informationen gibt es auf den Seiten der Deutschen Bundesbank.