Update Zinsentwicklung von Ratenkrediten in Abhängigkeit von der Laufzeit: 08/2016
Am 1. August stellte die Deutsche Bundesbank die von uns mit Spannung erwartete Aktualisierung der MFI-Zinsstatistik* online. Wie immer werten wir unmittelbar danach die veröffentlichten Daten aus. Denn aus diesen ergeben sich weitere Empfehlung für eine Umschuldung für Ratenkredite oder auch Immobilienkredite. Dabei sollten vor allem Haus- und Wohnungsbesitzer nun genau aufpassen:
Inhaltsverzeichnis
Zinsrückgang vor allem bei langfristigen Baukrediten
Die neueste Version der MFI-Zinsstatistik zeigt dabei die Werte bis zum Juni 2016, wobei immer diese Daten des jüngsten Monats noch als vorläufig gekennzeichnet werden. Korrekturen gab es bislang allerdings kaum und wenn, dann nur in geringfügiger Form.
Bei Durchsicht der von uns mit Spannung erwarteten Daten wurde unsere Erwartung, die wir im Fazit unseres Updates vom Vormonat ausgaben, dann bestätigt: Tatsächlich gab es vor allem bei langfristigen Zinsbindungsfristen auf dem Immobilienkredit-Sektor einen erneuten Zinsrückgang. Bei den Ratenkrediten dagegen war die Zinsbewegung eher minimal, hier wurden vor allem die Kredite mit kurzer Laufzeit oder variabler Verzinsung günstiger.
Ratenkredit-Zinsen verharren unverändert auf Niedrigniveau
In der MFI-Zinsstatistik* werden Volumina und durchschnittliche effektive Jahreszeiten für Kredite nach bestimmten Laufzeit-Bereichen gruppiert. Dort gibt es Kredite mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr oder variabler Verzinsung, die wir unter Kurzzeitkredite führen. Erstreckt sich die Laufzeit über 1 bis 5 Jahre, so reden wir von Krediten mit mittlerer Laufzeit, und die Langzeitkredite werden über mehr als 5 Jahre abgeschlossen.
Dabei gab es die größte Zinsbewegung von Mai auf Juni 2016 bei dem Kurzzeitkredit zu verzeichnen. Dieser vergünstigte sich in dieser Zeit um 2,7 Prozent von 5,89 auf 5,73 Prozent effektivem Jahreszins. Betrachtet man allerdings die Grafik mit der Zinsentwicklung, so bleibt auch festzuhalten, dass diesem Rückgang ein deutlicher Anstieg in der Vorzeit seit vergangenem Jahr vorausging, und so war ein Kurzzeitkredit immer noch um 18,6 Prozent teurer als im Juni 2015.
Über den Kredit mit mittlerer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahre gibt es dagegen nichts Neues zu berichten. Der durchschnittlich erhobene Effektivzins ging gegenüber Mai geringfügig zurück, von 4,90 auf 4,87 Prozent und ist dabei wieder beinahe auf dem Niveau aus dem April dieses Jahres. Damit war ein Kredit dieser Laufzeit um 2,2 Prozent günstiger als im gleichen Monat des Vorjahres.
Auch der Langzeitkredit zeigt keine großartige Bewegung. Auf dem Papier sank der Durchschnittswert eines Kredites mit einer Laufzeit von über 5 Jahren im Juni um 0,01 Prozentpunkte gegenüber Mai und liegt jetzt bei 7,15 Prozent. Diese Änderung lässt sich angesichts natürlicher statistischer Schwankungen eher als gleichbleibend interpretieren. Gegenüber dem Juni 2015 ist er damit um 2,5 Prozent günstiger.
Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.
Bauzinsen: Lange Zinsbindungen günstiger als kurze!
Alle Immobilienbesitzer und solche, die es werden wollen, werden angesichts der aktuellen Zinsentwicklung weiterhin frohlocken. Man sieht es bereits auf den ersten Blick in unserer Grafik: seit Monaten verharren alle betrachteten Zinsbindungsfristen auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der MFI-Zinsstatistik im Jahr 2003. Noch viel mehr dürfte aber viele Planer eine Entwicklung freuen, die wir im Vormonat bereits andeuteten: Wer die Zinsen langfristig festlegt und sich damit die Rekord-Niedrigzinsen lange sichert, der kommt oft sogar günstiger weg, als wenn er sich für eine kurze Frist entscheidet! Eine Entwicklung, die vor wenigen Jahren noch undenkbar war.
So oder so liegen aber alle durchschnittlich verlangten Jahreszinsen auf sehr niedrigem Niveau. So wer der Anstieg für einen Immobilienkredit mit kurzer Zinsbindungsdauer von über 1 bis 5 Jahren im Juni 2016 nur geringfügig höher als der im Mai. Er stieg von effektiv 1,83 auf 1,85 Prozent pro Jahr. Im gleichen Monat des Vorjahres, im Juni 2015, war er allerdings noch um 2,2 Prozent günstiger.
Den absolut niedrigsten Baukreditzins bekam im Juni derjenige, der einen Immobilienkredit mit mittlerer Zinsbindungsdauer von über 5 bis 10 Jahren abschloss. Hier gibt es ein neues Rekordtief zu verzeichnen! Seit Beginn der MFI-Zinsstatistik war der durchschnittliche Effektivzins noch nie so niedrig mit 1,60 Prozent pro Jahr. Das ist 1,1 Prozent günstiger als im Vormonat und sogar 6,9 Prozent günstiger als im Juni 2015.
Dennoch ist das wohl beeindruckendste Ergebnis die Zinsentwicklung für den Immobilienkredit mit langer Zinsbindungsdauer von über 10 Jahren. Dieser dürfte angesichts der Niedrigzinsphase wohl von den meisten Baufinanzierern derzeit gewählt werden. Und hier ist der Durchschnittszins im Juni erneut unter den für Baukredite mit kurzer Laufzeit gefallen, und zwar von 1,83 auf 1,79 Prozent. Dies ist der zweitniedrigste Wert in der MFI-Zinsstatistik nach 1,78 Prozent eff. p.a. im Mai 2015 und 6,7 Prozent günstiger als im Vorjahresmonat.
Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.
Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.
Fazit bleibt: alle alten Kredite umschulden!
Das Fazit, das sich aus dieser Entwicklung ergibt, unterscheidet sich dabei kaum von dem, das wir im letzten Update aus dem Juli gezogen haben: Wer einen Kredit bedient, der vor allem schon vor einigen Jahren abgeschlossen wurde, sollte jedenfalls umschulden. Dies gilt für alle Kreditgruppen und Laufzeiten. Wer dies aber nicht kann, und das ist vor allem bei Baukrediten oft der Fall, der braucht nicht in Panik zu verfallen.
Gerade bei den Immobilienkrediten könnten wir in der Zukunft sogar noch etwas weiter sinkende Zinsen beobachten. Der Grund ist, dass die Europäische Zentralbank und die Banken Geld verschenken oder zum Teil die Beschaffung mit frischem Geld durch Negativzinsen sogar belohnen!
Während sich das Zinsniveau bei Ratenkrediten dabei vor allem an den Leitzins der Europäischen Zentralbank orientiert, der ja weiterhin bei Null verharrt, geschieht die Refinanzierung von Immobilienkrediten meist über Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit. Und hier ist man spätestens seit der Entscheidung über den BREXIT aus London immer weiter dabei, in den Bereich von Negativzinsen zu kommen. So kann man die weitere Zinsentwicklung derzeit einigermaßen anhand der Umlaufrendite abschätzen, die zum Beispiel bei finanzen.net zu sehen ist.
Dabei war der Juni 2016 ein besonders spannender Monat, da dieser den Übergang von Positiv- zu Negativzinsen markierte, von 0,03 Prozent am 01.06.2016 bis -0,21 Prozent am 30.06.2016. Tendenz bis zum jetzigen August: Eher leicht weiter sinkend. Wir sind also gespannt, ob es zur kommenden MFI-Zinsstatistik Anfang September wieder neue Tiefststände bei den Immobilienkreditzinsen zu vermelden gibt.