Update Zinsentwicklung von Ratenkrediten in Abhängigkeit von der Laufzeit: 07/2016

Am 4. Juli wurde die allmonatliche Aktualisierung der MFI-Zinsstatistik* auf den Seiten der Deutschen Bundesbank der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Wie immer wertet unsere Redaktion dabei die wichtigsten Daten aus, die für eine Umschuldung entscheidend sind. Und während es generell wenig bis gar keine Bewegung bei den Zinsen im Mai gab, so dürfen sich vor allem Häuslebauer freuen. Für wen lohnt es sich jetzt, umzuschulden?

Gute Zeiten für die Immobilienfinanzierung

Die jüngste, in diesem Monate veröffentlichte Statistik beinhaltet dabei die Finanzdaten bis zum Monat Mai 2016. Die Bundesbank kennzeichnet dabei immer die Daten des jüngsten, im Bericht ausgewiesenen Monats als vorläufig, aber bisher gab es nur in Einzelfällen im Nachhinein geringfügige Änderungen. Beim Analysieren dieser Daten fand unsere Redaktion bei den Konsumentenkrediten zunächst kaum Bewegungen, für zwei Laufzeiten war der Effektivzins gegenüber dem Vormonat April sogar bis auf die zweite Nachkommastelle unverändert. Die größten Bewegungen gab es dagegen dort, wo am meisten Einsparpotenzial herrscht: Bei den Immobilienkrediten mit langen Laufzeiten.

Bei diesen effektiven Jahreszinsen handelt es sich um Durchschnittswerte, die die Deutsche Bundesbank ermittelt. Dies tut sie auf Grundlage von stichprobenartig ausgewählten Daten. Diese Daten müssen ihr die in Deutschland ansässigen Finanzinstitute zur Verfügung stellen. Sie übertragen unter anderem ihre geforderten Zinsen und Volumina von auf Euro lautenden Krediten, die sie privaten Haushalten und nichtfinanziellen Organisationen gewähren. Die Deutsche Bundesbank veröffentlicht dann die Durchschnittszinsen und weitere Daten, sortiert nach Laufzeiten bzw. Zinsbindungsfristen, besicherten oder Gesamtkrediten, nach Neugeschäften oder Bestandskrediten.

Wir werten daraufhin die relevanten Daten für unsere Zwecke aus. Dabei haben wir uns bei den Konsumentenkrediten für Laufzeiten von bis zu 1 Jahr bis über 5 Jahre entschieden, bei den Wohnbaukrediten für Zinsbindungsfristen ab 1-5 Jahre bis über 10 Jahre. Die kurzfristigen Baukredite mit Zinsbindungsfristen bis zu 1 Jahr betrachten wir aufgrund zu geringen Interesses nicht. Sollte dies dennoch bestehen, so bitten wir um ausreichende Kommentare oder Mails.

Ratenkredit-Zinsen verharren unverändert auf Niedrigniveau

Wie bereits erwähnt, betrachten wir die Konsumentenkredite nach verschiedenen Laufzeit-Gruppen. Dabei benennen wir Kredite mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr als Kurzzeitkredite, von über 1 bis 5 Jahre Laufzeit als Kredite mit mittlerer Laufzeit und bei Laufzeiten von über 5 Jahren handelt es sich um Langzeitkredite.

Beim Betrachten der aktuellen Statistik und damit den Werten bis Mai 2016 fällt uns dabei auf, dass wir im Laufe der MFI-Zinsstatistik wahrscheinlich selten so wenige Zinsbewegungen gegenüber dem Vormonat gesehen haben. Dies ist aber auch gleichzeitig eine gute Nachricht für die Verbraucher, sind doch die durchschnittlich erhobenen Jahreszinsen für die meisten Laufzeiten von März auf April gesunken, wie wir in unserem letzten Update berichteten.

Ausnahme ist hierbei der Kurzzeitkredit mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr. Zwar wurde im Mai 2016 ein effektiver Jahreszins von 5,89 Prozent verlangt. Das entspricht bis auf diese zwei Nachkommastellen exakt dem Zins, der auch im April 2016 erhoben wurde. Allerdings ging dieser Seitwärtsbewegung ein Anstieg von immerhin 7,1 Prozent voraus, als der Zins sich von März auf April von 5,49 auf 5,89 Prozent verteuerte, damit war er 16 Prozent teurer als im Mai 2015. Vor allem war ein solcher Kurzzeitkredit um 1,01 Prozentpunkte höher verzinst als ein Kredit mit mittlerer Laufzeit.

Dieser Kredit mit mittlerer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahre wurde im Mai dementsprechend mit im Mittel 4,90 Prozent effektiv pro Jahr verzinst. Die Bewegung gegenüber dem Vormonat ist dabei überschaubar. Im April lag der Durchschnittszins um lediglich 0,02 Prozentpunkte niedriger mit 4,88 Prozent. Ein Unterschied, der im Rahmen statistischer Schwankungen sicherlich wenig Aussagekraft hat. Dass es in dieser Kreditkategorie wenig Bewegung gibt, zeigt auch der Vergleich mit dem Vorjahr: Im Mai 2015 war ein vergleichbares Darlehen um lediglich 0,9 Prozent teurer.

Zum Schluss betrachten wir noch den Langzeitkredit, der wie der Kurzzeitkredit bis auf zwei Nachkommastellen genau den gleichen Durchschnittszins im Mai aufweist wie im April, 7,16 Prozent effektiv pro Jahr. Auch im Vergleich mit dem Vorjahresmonat, Mai 2015, ist die Änderung gering. Damals war ein Kredit mit einer Laufzeit von über 5 Jahren lediglich um 0,5 Prozent teurer.

Insgesamt verharren damit alle Konsumentenkredite auf dem niedrigstmöglichen Level oder nur geringfügig darüber. Nur, wer sich für eine nur kurze Zeit Geld leihen möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. Da bei kurzen Laufzeiten die Gesamtkosten eines Kredites niedriger sind, bleibt dieser auch bei höherer Verzinsung oft noch attraktiv. Daher kann es gut sein, dass die Kreditgeber hier meinen, ihre Gewinnmarge vergrößern zu können.

Zinsvergleich - Ratenkredite nach Laufzeit - Juli 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Bauzinsen: Lange Zinsbindungen deutlich günstiger!

Wer im Mai 2016 einen Immobilienkredit mit langer Zinsbindungsfrist abgeschlossen hat, hat sicherlich ein gutes Händchen bewiesen. Denn für Wohnungsbaukredite im Mai 2016 kann man sagen: Je länger die Laufzeit, je günstiger wurden sie. Verblüffend ist dabei die Tatsache, dass Baukredite mit kurzer Zinsbindungsfrist zum Teil genau so hoch verzinst wurden wie die mit sehr langer. Dies gilt natürlich nicht für die Gesamtkosten des Baudarlehens.

So hat sich die Verzinsung für Baukredite mit kurzer Zinsbindungsdauer von über 1 bis 5 Jahren kaum verändert. Sie wurden im Mai 2016 im Mittel mit 1,83 Prozent effektiv pro Jahr verzinst, das ist lediglich 0,01 Prozentpunkt mehr als im April 2016 und nahezu unverändert gegenüber dem Mai 2015. Dies ist auch wenig überraschend angesichts kaum geänderter Rahmenbedingungen.

Die Baukredite mit mittlerer Zinsbindungsdauer von über 5 bis 10 Jahren sind dagegen von April auf Mai etwas günstiger geworden. Sie wurden im Mai 2016 mit 1,62 Prozent effektivem Jahreszins angeboten, das sind 0,05 Prozentpunkte niedriger als im April (3,1 Prozent günstiger) oder 0,2 Prozent höher als im Mai 2015. Mit anderen Worten: Der Bauzins verharrte weiterhin auf seinem niedrigsten Niveau.

Baukredite mit einer Zinsbindungsdauer von über 10 Jahren sind die wohl beliebteste Kategorie in der Niedrigzinsphase. Erstens ist jeder bestrebt, die großen Summen, die hier im Hausbau häufig eingesetzt werden, möglichst niedrig und möglichst sicher zu verzinsen. Darum ist es auch empfehlenswert, die Zinsbindung so lange wie möglich zu wählen. Wer eine solche Immobilienfinanzierung im Mai 2016 abgeschlossen hat, hat ein glückliches Händchen bewiesen. So gab es gegenüber April 2016 hier den deutlichsten Sprung in der Kreditverzinsung der von uns betrachteten Darlehen – nach unten. Mit einem Rückgang von 1,97 auf 1,83 Prozent pro Jahr effektiv gab es eine Vergünstigung um 7,2 Prozent. Dieser effektive Jahreszins ist dabei der zweitniedrigste, der seit Beginn der MFI-Zinsstatistik im Jahr 2003 erhoben wurde. Er wurde bereits im Januar 2015 ermittelt. Der Rekordwert stammt aus dem Vorjahresmonat Mai 2015 mit 1,78 Prozent effektiv pro Jahr.

Zinsvergleich - Immobilienkredite nach Zinsbindungsdauer - Juli 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Zinsentwicklung - Immobilienkredite nach Zinsbundungsdauer - Juli 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Fazit – Umschulden lohnt sich, Eile ist unnötig

Das Fazit aus der aktuellen MFI-Zinsstatistik kann dabei nur lauten, dass ältere Kredite dringend auf ihre Möglichkeit zur Umschuldung hin geprüft werden sollten. Es gibt andererseits aber auch keinen Grund zur überhasteten Eile, ein gründlicher Kreditvergleich ist derzeit deutlich empfehlenswerter.

Ursache für den derzeitigen „Quasi-Stillstand auf Niedrigstzinsniveau“ sind die unveränderten Rahmenbedingungen. Die Europäische Zentralbank versucht dabei, durch ihre Geldpolitik der Erosion des Euro entgegenzuwirken, indem sie bereits im März diesen Jahres den Leitzins auf Null Prozent gesenkt hat. Damit können sich die Banken zum Nulltarif mit frischem Geld versorgen. Sie haben also zur Refinanzierung für Konsumentenkredite keine Zinskosten zu kalkulieren, allenfalls Verwaltungs- und Ausfallkosten. Der Rest der verlangten Zinsen ist dann die Gewinnmarge für die Bank, die aufgrund hohen Konkurrenzdrucks aber auch möglichst gering ausfällt. Immerhin ist es für jeden Verbraucher heutzutage ein Leichtes, im Internet unter vielen Anbietern den niedrigsten Zins herauszusuchen. Und auch die Bankentreue hat in den letzten Jahren immer mehr abgenommen.

Gleiches gilt aber auch für die Immobilienkredite, auch wenn hier die Absicherung der Banken etwas anders aussieht. Hier sollte man zur Beurteilung der Zinsentwicklung eher die Renditenentwicklung der 10-jährigen Staatsanleihen betrachten, an der sich die Immobilienzinsen orientieren. Und hier war im April und Mai der Zins bereits in unmittelbarer Nähe zur Nullmarke. Schaut man sich zum Beispiel die Umlaufrendite an, so fällt der Absturz seit Januar 2016 deutlich auf. So lag sie am 01.04. und 31.05. laut finanzen.net bei jeweils 0,07 Prozent, fiel aber am 11. Mai auch zeitweise auf 0,02 Prozent. Hier ist dem Finanzmarkt bereits die deutliche Unsicherheit eines drohenden BREXIT anzumerken.

Übrigens findet sich genau in der Entwicklung dieser Umlaufrendite auch der Grund, warum wir von überstürzten Handlungen abraten. Denn nach Mai stürzte der Zins noch weiter ab. Seit Mitte Juni rutschte er sogar in den negativen Bereich. Das heißt, wenn Deutschland nun Schulden aufnimmt, bekommt es dafür Geld. Das heißt aber auch, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Immobilienkredit-Zinsen langfristig sinken, höher ist als dass sie steigen. Wir erwarten derzeit Aufwärtsbewegungen nur als geringfügig und saisonbedingt.

Das bedeutet für eine Umschuldung, dass man sich besonders ältere Kreditverträge ansehen sollte. In den meisten Fällen sollte sich eine Umschuldung für Darlehen, die vor 2 oder mehr Jahren abgeschlossen wurden, lohnen. Zu beachten ist, ob in dem Kreditvertrag Vorfälligkeitszinsen oder sonstige Gebühren erhoben werden für den Fall, dass der Kredit abgelöst wird. Dann wäre zu rechnen, ob diese Kosten durch einen aktuellen Zins nicht eventuell sogar kompensiert würden.

Besonders empfehlenswert ist eine Kreditablösung auf dem Sektor der Immobilienkredite. Sind bei einem derzeitigen Immobilienkredit 10 Jahre seit vollständiger Auszahlung vergangen oder mehr, so kann man ungeachtet von Zinsbindungsdauern regulär kündigen. Darunter kommt es auf den gegenwärtigen Immobilienkreditvertrag an. Jedenfalls: Sollte eine Kreditablösung möglich sein, so raten wir dringend dazu, die Einsparungen können in der Gesamtsumme enorm sein, erst recht, wenn noch eine längere Rückzahlungsdauer bevorsteht. Aber auch, wenn es noch eine Zeit bis zu diesen 10 Jahren hin ist: Wir erwarten in den kommenden Monaten keinen deutlichen Zinsanstieg. Wer dennoch auf Nummer Sicher gehen möchte, der kann prüfen, ob man mit einem Forward-Darlehen den aktuellen Zins sichern kann.

*Die MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik ist eine stichprobenartige Erhebung im Auftrag der Deutschen Bundesbank. Dabei müssen die inländischen Finanzinstitute (MFIs) ihre in Deutschland angewandten Zinssätze sowie Volumina für ihre Euro-Kredite und Einlagen gegenüber in der Europäischen Währungsunion (EWU) ansässigen privaten Haushalte und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften offenlegen. Die Ergebnisse dieser Erhebung sind öffentlich einsehbar, wobei die Daten dieses letzten Monats noch als vorläufig gelten. Mehr Informationen gibt es auf den Seiten der Deutschen Bundesbank.