Update Zinsentwicklung von Ratenkrediten in Abhängigkeit von der Laufzeit: 04/2016

Gute Nachrichten für alle, die Geld sparen wollen! Am 1. April hat die Deutsche Bundesbank die aktuelle MFI-Zinsstatistik* veröffentlicht. Aus dieser lässt sich der Zinstrend für verschiedene Kredite und Einlagen an Privatpersonen ablesen. Die aktuelle Statistik erfasst die Werte bis Februar 2016 und zeigt durchweg sinkende Zinsen. Das Einsparpotenzial ist dabei vor allem bei Immobilienkrediten groß.

Zinskurs bei Ratenkrediten und Baukrediten erneut auf Talfahrt

Geht es um die Entscheidung, ob eine Umschuldung von Krediten jetzt oder lieber in einigen Monaten sinnvoll ist, wäre es schön zu wissen, ob sich die Zinsen derzeit nach oben oder nach unten entwickeln. Das gilt für Privatkredite, insbesondere aber auch, wenn es um die Ablösung von Baukrediten geht. Ein gutes Mittel zum Abschätzen der Zinsentwicklung gibt dabei die monatlich erscheinende MFI-Zinsstatistik der Deutschen Bundesbank. Dabei müssen Finanzinstitute mit Sitz in Deutschland ihre auf Euro lautenden Kredite und Einlagen der Bundesbank mitteilen. Aus diesen Daten werden Stichproben ausgewählt, aus welchen dann repräsentative Durchschnittszinsen für verschiedene Kreditkategorien und Laufzeiten errechnet und auf den Internetseiten der Deutschen Bundesbank veröffentlicht werden.

Wir haben die Daten, die im April ausgewertet wurden, betrachtet. Sie umfassen die Daten bis Februar 2016, wobei die Daten aus diesem letzten behandelten Monat noch als vorläufig gekennzeichnet sind. Die erfreuliche Nachricht für die Verbraucher: Die Zinsen sind von Januar auf Februar für alle betrachteten Kreditkategorien und -laufzeiten gesunken, allen voran ausgerechnet die Baukredite mit langer Laufzeit – aktiv zu werden lohnt sich!

Ratenkredite vor allem für lange Laufzeiten günstiger

Bei den Konsumentkrediten betrachten wir verschiedene Laufzeiten. Zum einen die Kurzzeitkredite mit einer Laufzeit bis 1 Jahr (etwa als Alternative zum Dispokredit), die häufig verwendeten Kredite mit mittlerer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahren, und nicht zuletzt die Kredite mit langer Laufzeit von über 5 Jahren.

Nach wie vor gilt, dass die Zinsen für einen Kurzzeitkredit dabei höher sind als für einen Kredit mit mittlerer Laufzeit. Sprich: Wer einen Kredit mit einer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahre Laufzeit abschließt, bezahlt zwar niedrigere Zinsen als für einen Kurzzeitkredit. Betrachtet man dagegen die Gesamtkosten des Kredites, so ist ein Kredit mit kurzer Laufzeit nach wie vor einem mit mittlerer Laufzeit vorzuziehen, er bleibt insgesamt günstiger.

Dennoch fällt bei den Kurzzeitkrediten auf: Nachdem die durchschnittlichen Zinsen im November und Dezember gestiegen sind, sind sie im neuen Jahr 2016, wenn auch leicht, gesunken. Möglich ist, dass sich hier das Weihnachtsgeschäft auswirkt, bei dem traditionell höhere Zinsen verlangt werden. Jedenfalls ist der durchschnittliche effektive Jahreszins für einen Kurzzeitkredit erneut gesunken, wenn auch nur um 0,04 Prozentpunkte, von 5,59 % im Januar auf 5,55 % eff. p.a. im Februar 2016. Bemerkenswert ist aber der relative Vergleich zum Vorjahr – im Februar 2015 war ein vergleichbarer Kredit noch um 17,2% günstiger!

Bei den Krediten mit mittlerer Laufzeit von über 1 bis 5 Jahren ist ebenfalls ein geringer Rückgang von Januar auf Februar zu verzeichnen, von 4,99 auf 4,94 % eff. p.a. – Dieser Rückgang ist zwar minimal, interessant ist hier aber die Trendänderung. So gab es im Gegensatz zu den Kurzzeitkrediten von Dezember auf Januar noch einen deutlichen Anstieg von relativ 4,4 % in der Verzinsung, von Januar auf Februar ist der Mittelfrist-Kredit dagegen um 1,1 % günstiger geworden. Und auch im Vergleich zum Vorjahr sieht es anders aus als bei den Kurzzeitkrediten. Denn die mittleren Laufzeiten sind günstiger als im Februar 2015, um 2,8 %.

Besonders ins Gewicht für die Gesamtkosten eines Kredites fallen die Zinsänderungen für Kredite mit langer Laufzeit, da diese ja über einen langen Zeitraum bezahlt werden. Kleine Änderungen haben hier also deutlichere Auswirkungen. Auch in dieser Kategorie gibt es für den Konsumenten Erfreuliches zu berichten. Mit einem Rückgang von 7,41 auf 7,22 und damit 0,19 Prozentpunkten abwärts fällt die Vergünstigung sogar auffallend deutlich aus, erst recht mit den oben angestellten Überlegungen. Im Februar 2015 war ein solcher Kredit übrigens noch 3,2 % teurer.

Zinsvergleich - Ratenkredite nach Zinsbindungsdauer - April 2016
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Baukredit-Zins: Kreditablösung lohnt sich!

Für Bauherren, die aktuell in der Lage sind, ihren Baukredit abzulösen, scheint nun die richtige Zeit gekommen zu sein. Natürlich gilt dies auch für alle, die nun mit ihrer Immobilienfinanzierung beginnen wollen. Denn Immobilienkredite sind für alle Laufzeiten günstiger geworden, vor allem für lange Zinsbindungsfristen!

Allerdings gibt es auch für alle anderen Zinsbindungsfristen Rückgänge zu verzeichnen, wenn auch nur geringfügige. Sollte die zu finanzierende Restsumme aus der Immobilienfinanzierung zum Beispiel eine kurze Restlaufzeit von über 1 bis 5 Jahre rechtfertigen, so waren im Februar 2016 ein effektiver Jahreszins von 1,86 zu zahlen. Der Rückgang zum Vormonat um 0,01 Prozentpunkt ist zwar kaum der Rede wert, dennoch befand sich der Zins nur geringfügig oberhalb seines Rekord-Niedrigstandes im Juni 2015 von 1,81 % eff. p.a. und war immerhin 0,6 % günstiger als im Februar 2015.

Schafft man es, den Immobilienkredit nach der Ablösung innerhalb von über 5 bis 10 Jahren zu tilgen, so kann man ebenfalls ohne schlechtes Gewissen zu dieser Umschuldung raten. Denn erstens ist dieses die Zinskategorie mit den absolut niedrigsten Jahreszinsen und zweitens fällt die Vergünstigung von Januar auf Februar hier am deutlichsten aus. Die Zinsen sanken in diesem Zeitraum von 1,84 auf 1,79 % effektiv pro Jahr und damit um 2,6 % (oder 3,6 % gegenüber Februar 2015). Zum Vergleich: Seinen Rekord-Niedrigststand hatte dieser Baukredit im Mai 2015, damals wurden lediglich 1,61 % effektiver Jahreszins im Mittel verlangt.

Wer in diesem Jahr mit der Baufinanzierung beginnen möchte, oder wessen Restschuld nach 10 Jahren Baukreditphase noch Laufzeiten nach einer Baukredit-Ablösung von über 10 Jahren erforderlich macht, der dürfte sich besonders freuen. Denn bei Krediten, die über einen derart langen Zeitraum laufen, fallen die kleinsten Zinsänderungen bei den Gesamtkosten für das Darlehen besonders ins Gewicht. Und so hat jeder, der im Februar 2016 einen Wohnungsbaukredit über lange Laufzeiten abgeschlossen hat, gegenüber Januar 2016 mächtig gespart. Der effektive Jahreszins sank in diesem Zeitraum nämlich von durchschnittlich 2,05 auf 1,97, also um 0,08 Prozentpunkte oder relativ 4,1 %!  Im Februar 2015 war ein vergleichbarer Baukredit noch um 1,2 % teurer. Wichtig ist auch der Hinweis auf den bisherigen Rekord-Niedrigstand. Dieser wurde nämlich im Mai 2015 erreicht, damals wurden im Mittel nur 1,78 % eff. p.a. berechnet.

Zinsvergleich - Immobilienkredite nach Zinsbindungsdauer - April 2016 Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Zinsentwicklung - Immobilienkredite nach Zinsbundungsdauer - April 2016Veröffentlicht unter der Creative Commons-Lizenz CC-BY-ND. Teilen und Verwendung dieser Infografik sind unter Bedingung der Namensnennung und Hinweis auf diese Seite erwünscht.

Fazit – Umschulden lohnt sich, Eile muss nicht sein

Mit der aktuellen Zinsentwicklung und der Lage am Finanzmarkt lässt sich also derzeit mit Sicherheit sagen, dass niemand etwas falsch macht, wenn er seine älteren Kredite oder Immobilienkredite jetzt umschuldet bzw. ablöst. Vor allem bei Krediten, die bereits seit mehreren Jahren bedient werden, lassen sich auf diese Weise, ohne auf etwas verzichten zu müssen, ganz beachtliche Summen an Geld sparen.

Wer allerdings nicht so rasch seine Kreditablösung bewerkstelligen kann, vor allem bei der Baufinanzierung gibt es dabei mehrere Klippen zu umschiffen, der sollte nicht direkt in Panik verfallen. Denn die Renditen von Staatsanleihen sind nach einem Aufwärtstrend zum Ende des Vorjahres aktuell wieder auf Niedrigstniveau. Grund ist die derzeitige Politik der Europäischen Zentralbank, die Märkte mit Geld zu fluten, um die Kreditvergabe an Privatpersonen und die Wirtschaft anzukurbeln.

So wird sich in der kommenden Zinsstatistik auf dem Sektor der Privatkredite sicherlich auswirken, dass die EZB im März den Leitzins auf Nulllinie gebracht hat mit exakt 0,0 %. Zum anderen kauft die Zentralbank derzeit aber auch Staatsanleihen in großem Stil auf. Dies hat für die langjährigen Bundesanleihen dazu geführt, dass diese auf einen historischen Tiefststand gesunken sind. Und an der Rendite der langjährigen Staatsanleihen orientiert sich auch der Zins der Baufinanzierung.

Dementsprechend ist eine deutliche Zinserhöhung in den kommenden Monaten unwahrscheinlich, und man kann allen Kreditnehmern, egal ob nun für Konsumprodukte oder insbesondere für die Baufinanzierung, nur zu einer Umschuldung raten. Wenn dies aber nicht in diesem, sondern erst im nächsten Monat passiert, sollte dies noch kein Grund zur Panik sein. Wir rechnen auch in den kommenden Monaten nicht mit einer deutlichen Zinserhöhung.

*Die MFI-Zinsstatistik

Die MFI-Zinsstatistik ist eine stichprobenartige Erhebung im Auftrag der Deutschen Bundesbank. Dabei müssen die inländischen Finanzinstitute (MFIs) ihre in Deutschland angewandten Zinssätze sowie Volumina für ihre Euro-Kredite und Einlagen gegenüber in der Europäischen Währungsunion (EWU) ansässigen privaten Haushalte und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften offenlegen. Die Ergebnisse dieser Erhebung sind öffentlich einsehbar, wobei die Daten dieses letzten Monats noch als vorläufig gelten. Mehr Informationen gibt es auf den Seiten der Deutschen Bundesbank.